Eines der für unsere Zeit treffendsten Gebete ist meines Erachtens dasjenige von Reinhold Niebuhr, ihr kennt es sicher schon alle:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
WENN wir also an eine Person geraten, die uns den Titel dieses Beitrages entgegenschleudert (oder angepasste Versionen wie: „die Sonnenaktivität hat einen viel grösseren Einfluss auf das Klima als wir Menschen“, „Vulkane verursachen bei einem Ausbruch massive Klimaabkühlungen“, „die Schweiz verursacht ja nur zwei Promille der weltweiten CO2-Emissionen“ etc.) UND
WENN wir zur Meinung gelangen, diese Person sei für rationelle Argumente zugänglich, dann seien dies die Pfeile in unserem Köcher:
Hier sind nicht steuerbare Faktoren am Werk (Sonnenaktivität, Vulkane):
- Der Klimawandel, über den wir heute sprechen, hat nichts zu tun mit Vulkanen, Sonnenflecken oder Ähnlichem, sondern mit CO2 aus fossilen Energiequellen. Wir verbrennen sei 150 Jahren Kohle, Erdöl und Erdgas. Das CO2 aus diesen Quellen ist für den aktuellen Temperaturanstieg verantwortlich.
- Die heutige CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist höher als in den letzten 600’000 Jahren, das Klima erwärmt sich aktuell 100 mal schneller als nach der letzten Eiszeit. Und dies ohne den Einfluss der Sonne oder von Vulkanen.
- In einem 6min-Video hat dies die ARD hier zusammengefasst.
Temperaturschwankungen sind normal (Europa war auch schon mal tropisch):
- Das ist richtig, das Klima hat sich schon immer verändert. Jedoch passierte das im Verlauf von tausenden oder hunderttausenden von Jahren. Die Veränderung, mit der wir es jetzt zu tun haben, passiert im Vergleich dazu rasend schnell. So schnell, dass weder die Pflanzen noch die Tiere damit umgehen können. Wir erleben aktuell ein beispielloses Massensterben, jüngste Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu einer Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind.
- Auch für die Menschheit erfolgt der Wechsel viel zu schnell. Reiche, hoch entwickelte Länder haben eher die Mittel, sich anzupassen, die ärmeren sicher nicht. Und was eine Familie macht, wenn ihr Land weggespült oder unfruchtbar wird, ist uns allen klar: sie macht sich, getrieben von Aussichtslosigkeit und Hunger auf den Weg.
Die Schweiz ist als CO2-Verursacherin vernachlässigbar (wieso sollen wir, wenn die anderen nicht…?):
- Es mag sein, dass wir nicht matchentscheidend sind. Aber ein Vorbild. Wenn wir der Welt zeigen können, dass man CO2-frei leben kann, wirkt das. Niemand kann mehr behaupten, es gehe nicht. Und: bis dahin können wir unsere Lösungen nicht nur selber nutzen, sondern in Form neuer Technologien und Anwendungen auch in die ganze Welt exportieren.
- Die Schweiz ist reich und hoch entwickelt. Wir haben Geld und Lösungen, intelligente Köpfe und starke Firmen. Wer soll mit dem Umweltschutz anfangen, wenn nicht wir? Vielleicht Indien? Ein Inder verursacht schon jetzt 8.5 mal weniger CO2 als ein Schweizer. Wollen wir von ihm verlangen, dass er „nun mal was fürs Klima tue“?
Das sind eher zufällige Temperaturschwankungen, die können auch wieder in die andere Richtung gehen (dieser Winter brachte ja viel Schnee):
- Von den 10 wärmsten je gemessenen Jahren lagen 9 in diesem Jahrtausend. Auch wenn Wetter und Temperaturen weiterhin schwanken, die durchschnittliche Temperatur steigt stetig an. So, wie eine einzelne Schwalbe nicht den Frühling macht, hält ein schneereicher Winter nicht den Klimawandel auf.

WENN unser Gegenüber jedoch davon überzeugt ist, dass der Klimawandel a) ein Märchen, b) nicht beeinflussbar oder c) ihm egal ist,
DANN erinnern wir uns an den Beginn von Herrn Niebuhrs Gebet und wenden uns anderen Mitmenschen zu. In aller Liebe und Zuversicht.
Mein Beitrag dazu stand letzte Woche im Anzeiger (s.Anhang)
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Korrekt! Dein Leserbrief hat mich u.a. zu diesem Artikel inspiriert 🙂
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